Frühlings Erwachen

Das Original stammt von Frank Wedekind aus dem Jahre 1891. Die Dialage spiegeln die Moralvorstellungen der damaligen Zeit wider.

Die aktuelle Inszenierung des TJC Stralsund greift einige Dialoge auf. Ansonsten kann jedoch erlebt werden, wie das Original in zeitgemäße Sprache, andere Situationen und Szenen umgesetzt werden.  Es entsteht etwas ganz Neues, doch es wird deutlich, wie immer noch die Befindlichkeiten der heutigen Gesellschaft als moralisch motiverte Belastung empfunden werden, und es nimmt das Geschehen einen nicht weniger tragischen Verlauf, wo noch die Sprache des Originals etwas alt und befremdlich wirken kann. Alltagskonflikte , Missverständnisse, daraus entstehende Zwänge und Ausweglosigkeiten, durch welche immer noch falsche Konfliktbewältigung und altbekannte Moralvorstellungen, genauso gedankenlos vorgetragen, hindurch scheinen, bestimmen das abgründige Geschehen. Da gibt es Abtreibung statt Bewältigung einer schweren Situation und fehlende Romantik, die verächtlich und unverstanden abgetan wird, zugunsten teurer Geschenke. Ein Alptraum vergangener Zeiten, der gern vergessen werden möchte, oder zumindest an Bedeutung verlieren, gewinnt gewandelt wieder Aktualität. Heranwachsende scheitern verursacht durch äußere Zwänge schließlich an sich selbst. Doch die Rolle der Eltern übernimmt in dieser Inszenierung die gesamte Gruppe in einer Doppelrolle. Ein Toter erscheint schließlich noch einmal als Schatten in der Rolle seines Vaters, nun mehr angeklagt durch die versammelte nächste Generation.

Die schauspielerische Leistung der gesamten Gruppe in ihrer Doppelrolle spricht für sich zusammen mit der musikalischen Untermalung mit einem immer wieder kehrenden Thema, welches in seinem Charakter an „Requiem for a dream“ erinnert,  aufgelockert durch Schlager und Dance, und am Ende noch mit einem richtigen Requiem.